„Im Cluster Harmon-E werden Services für uni- und bidirektionales Laden entwickelt, um Energiekosten für die Kunden einzusparen und die Energiewende zu unterstützten.“
Leiter Charging Services, Mercedes Benz AG
In Harmon-E bestimmen vier übergeordnete Ziele die Zusammenarbeit
Zielkonflikt zwischen Wirtschaftlichkeit und Netz- sowie Systemdienlichkeit adressieren und Lösungsvorschläge entwickeln
Unterschiedliche Use Cases mit technisch ausgereiften Lösungen im Pilotbetrieb sowie bidirektionales Laden im Labor erproben
Standardisierte und sichere Prozesskette aufbauen, um möglichst viel Flexibilitätspotenzial zu nutzen bei maximaler Kundenzufriedenheit
Unterschiede der Prozessketten Eigenheim und Arbeitsplatz/ Gewerbe/ Mehrfamilienhaus analysieren
Gemeinsam werden innovative Lösungen erarbeitet
- Besonderheit des Clusters Harmon-E ist, dass die für die Nutzer:innen entwickelten Use Cases sowohl am Arbeitsplatz/ Mehrfamilienhaus als auch am Eigenheim umgesetzt werden.
- In beiden Umfeldern sollen holistische Lösungen erarbeitet und in realen Umgebungen demonstriert werden, die nach Projektende den Kund:innen teilweise zur Verfügung gestellt werden.
- Die enge Zusammenarbeit aller Akteure entlang der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette ermöglicht eine präzise, praxistaugliche und kundenorientierte Ausgestaltung der Prozesskette.
- Durch die abgestimmte Prozesskette können Optimierung hinter dem Netzanschlusspunkt (behind-the-meter), Flexibilitätsvermarktung (marktorientierte sowie systemdienliche Use Cases) und die Steuerung durch den Netzbetreiber (netzdienliche Use Cases) in Einklang gebracht werden.
- Die Entwicklung und der Einsatz von standardisierten Schnittstellen sowie Protokollen im Feldtest stellt die Kompatibilität sowie Interoperabilität der Komponenten sicher, wodurch Kundenakzeptanz gewährleistet wird.
- Digitale Lösungsansätze zur Aggregation von Flexibilitäten in einem virtuellen Kraftwerk werden umgesetzt und durch weiterentwickelte Prognosen, die Erlösoptimierung bei gleichzeitig reduzierter Netzbelastung ermöglichen sollen, ergänzt.
- Ergänzend dazu wird das bidirektionale Laden von Elektrofahrzeugen (Laden und Entladen von Strom aus der Fahrzeugbatterie) auf Basis unterschiedlicher Use Cases entwickelt und in einer Laborumgebung erprobt.
- Alle entwickelten Lösungen werden auf die Einhaltung hoher Standards an die IT-Sicherheit und den Datenschutz hin überprüft.
Fokus aller Cluster in unIT-e² ist die reale Erprobung im Feld
Die im Cluster erarbeiteten Use Cases werden im weiteren Verlauf des Projekts im Rahmen von Simulationen, Labor- und Feldtests untersucht. Nachfolgende Darstellung gibt einen Überblick zur Umsetzung der jeweiligen Use Cases.
Markt- (& netz-) dienliche Flexibilität (EFH)

- Der Anschlussnehmer (hier = Nutzer) schließt einen (Flex-) Stromliefervertrag mit dem Energielieferanten (=Aggregator) und schließt einen „Steuerbare Verbrauchseinrichtungen“ (§14a EnWG) Vertrag mit dem Verteilnetzbetreiber (VNB)
- Der Aggregator meldet den Flex-Tarif dem VNB und übermittelt die Preissignale aus den Märkten über den MSB dem Anschlussnehmer
- Der Anschlussnehmer optimiert basierend auf den Preissignalen seine zur Verfügung stehende Flexibilität, wodurch er seine Strombezugskosten verringern kann. Die Messwerte hierfür werden via TAF 7 an den MSB und von dort aus an den Aggregator weitergeleitet
- Im Falle eines akuten Engpasses wird der Fahrplan durch ein Schaltsignal zur Lastreduktion durch den VNB übersteuert. Für die Nachweiserbringung werden die Messwerte mittels TAF 10 an den MSB und von dort aus zum VNB übertragen
Markt- (& netz-) dienliche Flexibilität (Arbeitsplatz / MFH)

- Arbeitsplatz: Der Anschlussnehmer schließt einen (Flex-) Stromliefervertrag mit dem Energielieferanten (=Aggregator)
- MFH: Die Fahrzeugnutzer d. Hausgemeinschaft schließen einen (Flex-) Stromliefervertrag mit dem Energielieferanten (=Aggregator)
- Spotmarktpreise werden verwendet, um die Ladestrategie zu optimieren
- Die Flexibilität kann nur unter der Randbedingung, dass dadurch kein Netzengpass entsteht abgerufen werden (durch Netzausbau oder Steuerung durch VNB)
- Im Falle eines Engpasses werden die Sollwertvorgaben für eine Lastreduktion bei der Erstellung des marktoptimierten Fahrplans berücksichtigt
- Randbedingung: EVSEs werden über einen Zählpunkt versorgt
- MFH: Fahrzeugnutzer werden verbrauchsscharf abgerechnet
- Ausgeschlossen MFH: Keine unterschiedliche Stromlieferverträge
- Netzdienlich nur wenn Anschlussnehmer über iMSys verfügt (kein RLM)
Regulatorisch-definierte netzdienliche Flexibilität (EFH)

- Der Anschlussnehmer erlaubt die Steuerung seiner Flexibilität (EV, WP, …) durch den VNB (gemäß §14a EnWG) und erkennt die technischen Anforderungen gemäß TAB an
- Der VNB rechnet für diesen Anschlussnehmer verminderte Netzentgelte über den Energielieferanten ab (sofern gewünscht)
- Der Energielieferant bietet dem Anschlussnehmer einen vergünstigten Energievertrag an
- Der VNB führt eine Netzzustandsüberwachung durch, erkennt einen Engpass (I oder U) und führt kurative Leistungsanpassungen (Limit auf gesamte Flexibilität der Kundenanlage) durch
- Bei mehreren Flexibilitäten liegt die Steuerungshoheit beim Anschlussnehmer über ein (H)EMS
- Die vorgegebene Leistungsanpassung wird anhand der Messdaten validiert
- Der Energielieferant erhält ebenfalls eine Information der kurative Leistungsanpassung (Begrenzung über Plim)
Regulatorisch-definierte netzdienliche Flexibilität (Arbeitsplatz / MFH)

- Der Anschlussnehmer (= Hausverwaltung oder Hauseigentümergemeinschaft bzw. Gewerbe) erlaubt die Steuerung seiner Flexibilität (EV, WP …) durch den VNB (gemäß §14a EnWG) und erkennt die technischen Anforderungen gemäß TAB an
- Der VNB berechnet für diesen Anschlussnehmer verminderte Netzentgelte mit dem Energielieferanten ab (sofern gewünscht)
- Der Energielieferant bietet dem Anschlussnehmer einen vergünstigten Energievertrag an
- Der VNB führt eine Netzzustandsüberwachung durch, erkennt einen Engpass (I oder U) und führt kurative Leistungsanpassung (Limit auf gesamte Flexibilität der Kundenanlage) durch
- Bei mehreren Flexibilitäten obliegt die Priorisierung dem Anschlussnehmer bzw. dem CPO
- Die vorgegebene Leistungsanpassung wird anhand der Messdaten validiert
- Der Energielieferant erhält ebenfalls eine Information der kurative Leistungsanpassung (Begrenzung über Plim)
- Schwierigkeit MFH mit mehreren Anschlussnutzer bei einem Netzübergabepunkt
- Daher Prämisse: Nur ein Zähler für die Ladeinfrastruktur, die von einem CPO gemanagt wird
- Am Arbeitsplatz gilt: Arbeitgeber stellt Infrastruktur keine individuelle Vereinbarung mit jedem Ladenden notwendig
Systemdienstleistungen (Redispatch)

- Dezentrale Flexibilitätspotenziale, die nicht von Redispatch 2.0 erfasst werden, sollen für das Engpassmanagement (vorzugsweise präventiv) nutzbar gemacht werden (Erzeuger, Speicher < 100 kW & Verbraucher)
- Bereitstellung von Redispatch-Dienstleistungen durch Anpassung des Wirkleistungsbezugs aus bzw. der Wirkleistungseinspeisung in das öffentliche Netz
- Prozesse zur technischen Anbindung an bestehende Systeme und Mechanismen zur Koordination zwischen den Netzbetreibern (z.B. Netztopologie / Sensitivität) werden entwickelt
- Regulatorische und rechtliche Umsetzbarkeit wird bewertet und ggf. notwendige Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens identifiziert
PV-Eigenverbrauchsoptimierung (EFH)

- Der Anschlussnehmer verfügt über eine Photovoltaik-Anlage (PV), die während des Tages eine variierende elektrische Leistung liefert
- Prämisse: Die PV-Einspeisevergütung (EEG) ist kleiner als die Strombezugskosten
- Durch den optimierten Einsatz von Flexibilitäten am Netzanschluss wird die Nutzung des eigenerzeugten PV-Stroms (Eigenverbrauchsrate) und somit der Autarkiegrad maximiert
- Zur Optimierung kommen Forecasts der PV-Erzeugung, des Ladeverhaltens sowie des Nutzerverhaltens, und eventuelle Daten weiterer Flexibilitäten zum Einsatz
- Ziel der Optimierung: Nulllastregelung am Netzanschlusspunkt
Peak-Shaving (EFH)

- Der Anschlussnehmer schließt mit dem Energielieferanten einen variablen Stromtarif ab, der auf einem Leistungspreis (ähnlich zur RLM-Messung) oder auf einer Unterteilung in unbedingte und bedingte Anschlussleistung basiert
Der Anschlussnehmer lässt sein Energiemanagement (HEMS) das Lademanagement übernehmen - Durch vorhersagebasiert gesteuertes Laden des Fahrzeugs ermöglicht das HEMS dem Anschlussnehmer eine Lastverschiebung in Spitzenlastzeiten, um die max. Anschlusskapazität nicht zu überschreiten
- Dadurch ist der Anschlussnehmer in der Lage seinen Leistungsbasierten Stromtarif zu optimieren indem er durch geringere vereinbarte max. Anschlussleistung die Kosten reduziert
- Bidirektionaler Fall: Die Ladeintensität wird im Falle hoher Bezugslast (gemessen am vertraglich vereinbarten Grenzwert für die Netzanschlussleistung) gedrosselt. Gleichzeitig kann das Fahrzeug den Haushaltsstromverbrauch stützen (V2H) und Netzbezug vermeiden
Peak-Shaving (Arbeitsplatz / MFH)

- Der Anschlussnehmer beauftragt den CPO, das Lademanagement an seinem (Unternehmens-)Standort zu übernehmen
- Durch das gesteuerte Laden der unidirektionalen Fahrzeuge ermöglicht der CPO dem Anschlussnutzer:
- eine erhöhte genehmigte installierte Ladeleistung zu realisieren
- seinen Leistungsbezug zu vergleichmäßigen
- seine Leistungsspitze zu reduzieren
- eine erhöhte genehmigte installierte Ladeleistung zu realisieren
Notstromversorgung

- Das Fahrzeug wird im Falle einer Versorgungsunterbrechung als Energiequelle für die (Not‐)Stromversorgung eines Inselnetzes genutzt
- Es tritt eines der folgenden Szenarien ein:
- Blackout-Szenario: Hierbei wird die Sicherung manuell umgeschaltet. Das bidirektionale Fahrzeug versorgt anschließend das Haus mit Strom aus der Batterie. Sobald das Netz wieder funktionsfähig ist, wird manuell die Sicherung umgeschaltet.
- Automatische Erkennung (z.B. Frequenzeinbruch): Der Anschluss trennt sich automatisch vom Netz und das bidirektionale Fahrzeug versorgt anschließend das Haus mit Strom aus der Batterie. Sobald das Netz wieder funktionsfähig ist, wird der Anschluss automatisch gekoppelt
- Blackout-Szenario: Hierbei wird die Sicherung manuell umgeschaltet. Das bidirektionale Fahrzeug versorgt anschließend das Haus mit Strom aus der Batterie. Sobald das Netz wieder funktionsfähig ist, wird manuell die Sicherung umgeschaltet.
- Hieraus ergeben sich drei verschiedene Ausbaustufen:
- Level 1: Notstromversorgung über Verbraucheranschluss direkt an der Wallbox
- Level 2: Notstromversorgung des Haushalts, Netztrennung & Aktivierung manuell (Szenario 1)
- Level 3: Notstromversorgung des Haushalts, Netztrennung & Aktivierung vollautomatisch (Szenario 2)
- Level 1: Notstromversorgung über Verbraucheranschluss direkt an der Wallbox
- Regulatorik: Grundlage ist die VDN –Richtlinie zu Notstromaggregaten
Die Systemarchitektur wurde in enger Zusammenarbeit aller beteiligten Partner ausgestaltet

Veröffentlichungen
From Electromobility Use Cases to an Interactive System Architecture: the Harmon-E SysArc in the unIT-e² Project
Poster-Vorstellung auf dem ETG-Kongress 2023, Kassel.
Partner: FfE | Teilprojekt: harmon-eVeröffentlichung: 2023/05 | E²Link: unit-e2.de/127980
unIT-e² Baustellenbericht: Herausforderungen für die Mobilisierung der digitalen Energiewende
1. Baustellenbericht aus dem Konsortium
Partner: FfE, Bayernwerk Netz GmbH, EEBUS Initiative e.V., EWE Netz, Flavia IT Management GmbH, Power Plus Communications AG, Schneider Electric, Stiftung Umweltenergierecht, Stadtwerke München, Tennet, The Mobility House GmbH, Universität Kassel, Universität Passau, BMW | Teilprojekt: harmon-e, heav-e, sun-e, cit-e-life, Grid, Forschung | Schlagwörter: Baustellenbericht, HerausforderungenVeröffentlichung: 2023/03 | E²Link: unit-e2.de/126543
Die Systemarchitektur zur Use Case Visualisierung - Ein Vergleich zwischen digitalen Plattformen und intelligenter Elektromobilität
Title in full length: The System Architecture for Use Case Visualization - A Comparison between Digital Platforms and Intelligent Electromobility (German: Die Systemarchitektur zur Use Case Visualisierung - Ein Vergleich zwischen digitalen Plattformen und intelligenter Elektromobilität) Poster presentation at the IEWT 2023 in Vienna
Partner: FfE | Teilprojekt: harmon-e, Forschung | Schlagwörter: Use Cases, VisualisierungVeröffentlichung: 2023/03 | E²Link: unit-e2.de/125662
Netzdienliches Laden von Elektrofahrzeugen - Konzepte aus dem Projekt unIT-e²
Concept paper on the consultation process on §14a EnWG of the Federal Network Agency
Teilprojekt: harmon-e, heav-e, sun-e, cit-e-life | Schlagwörter: Regulatorik, Netzdienliches LadenVeröffentlichung: 2023/01 | E²Link: unit-e2.de/123808
Local Power Grids at Risk – An Experimental and Simulation-based Analysis of Attacks on Vehicle-To-Grid Communication
ACSAC '22: Proceedings of the 38th Annual Computer Security Applications ConferenceDecember 2022
Partner: Fraunhofer SIT | Teilprojekt: harmon-e | Schlagwörter: NetzeVeröffentlichung: 2022/12 | DOI: rg/doi/10.1145/3564625.3568136 | E²Link: unit-e2.de/123542
Ansprechpartner:in

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Feldtest-Talks: aktiver Austausch zwischen Probanden und Projektpartnern
Das Cluster Harmon-E, hat Anfang Juli ein interaktives Online-Event für seine Feldversuchprobanden…
Erfolgreicher Kick-Off der Feldversuche in Harmon-E
Bei der Firma Wernsing Feinkost GmbH wurden am 18. April 2023 die Feldversuche des Clusters…
Harmon-E: Informationen für den Feldversuch am Arbeitsplatz (Wernsing)
Im Cluster Harmon-E wird ein Feldversuch am Arbeitsplatz bei der Firma Wernsing Feinkost GmbH…


